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LIEBE RÜTTENSCHEIDER

WILLKOMMEN zur Bürgersprechstunde
Freitags 11.00-13.00 Uhr im
Karl-Hohlmann-Haus.
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Karl Hohlmann

 

Karl Hohlmann (1899-1982)

 

Der Begründer des Karl-Hohlmann Wohnhauses (Rüttenscheider Straße 157) verstarb im August 1982 im hohen Alter von 82 Jahren.

Plötzlich war die breite Öffentlichkeit um eine sozial engagierte Persönlichkeit ärmer geworden. Die Essener Behindertenarbeit verlor einen väterlichen Freund und einen der zuverlässigsten Partner.
Insbesondere mit der 1970 gegründeten „Stiftung Rüttenscheid“ und dem Bau des Wohnhauses Rüttenscheider Straße 157, brachte Karl Hohlmann neue Impulse in die Behindertenarbeit und auch segensreiche Hilfe: Hilfe für den Nächsten!

Auch die „Arbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte in Essen e.V.“ verdankt Karl Hohlmann sehr viel.

Als einer der fünf Gründungsmitglieder der 1971 gebildeten Arbeitsgemeinschaft half Karl Hohlmann, die Isolation der Behinderten zu lindern. Als Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins Essen-Rüttenscheid e.v. setzte er sich unermüdlich für mehr Partnerschaft mit Behinderten, für die Integration der Menschen mit Behinderungen und für eine Arbeitsgemeinschaft ein, die beständig durch ihre Vereine Hilfen für Menschen mit Behinderungen leistet.

Wie unvergleichlich sein Engagement in der Behindertenarbeit war, zeigte sich immer dann, wenn er sich mit Betroffenen und Verantwortlichen auseinander setzte.

Sein Wirken und Leben galt zu einem großen Teil den Menschen mit Behinderungen, von denen oft gesagt wird, dass sie am Rande der Gesellschaft stehen. Diese Mitmenschen holte Karl Hohlmann immer wieder in den Mittelpunkt des öffentlichen Lebens.

Uns, der nachfolgenden Generation, hinterließ er seine Integrationsidee und das Haus in der Rüttenscheider Straße. Und zwar mit der Perspektive, wie Menschen mit Behinderungen mit uns und mitten unter uns leben können.

Zur Einweihung und zur Namensgebung dieser Wohnstätte wünscht die Arbeitsgemeinschaft dem Bürger- und Verkehrsverein Essen-Rüttenscheid und dem KARL HOHLMANN HAUS in tiefer Verbundenheit viel Glück.

Arbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte in Essen e.V.
Haug (1. Vorsitzender)

Gedenkrede

aus Anlass der Trauerfeier für Herrn Karl Hohlmann

am Freitag, 20.August 1982, 10.oo Uhr im Pfarrsaal der Andreaskirche, Olgastraße

Verehrte Frau Hohlmann, werte Familie, verehrte Trauergäste,

wir haben es geahnt, vielleicht sogar gewußt, jedoch wollten und konnten wir uns mit der schweren, sich ständig’verschlechternden Krankheit unseres Freundes Kar’L HohlLmann, Ihres verehrten Gatten, nicht vertraut machen, Wir haben die Gedanken an das Unvermeidbare verdrängt und mit ihm gehofft und gelitten. Der plötzliche Tod hat uns überrascht und betroffen gemacht !

Wir stehen an der Bahre eines Menschen, unseres Freundes, der auf dem Höhepunkt seines Wirkens, das große Ziel der feierlichen Einweihung seines Lebenswerkes, das „Haus der Behinderten“, vor Augen, nach kurzer, schwerer Krankheit von uns gegangen ist.

Karl Hohlmann wurde am 30,8.1899 in Essen geboren, er stammt aus einer alten Pohlbürger-Familie. Nach dem Besuch der HumboldtOberrealschule in Essen und der Deutschen Auslandsschule in Davos studierte er Landwirtschaft in Gießen,

Im Jahre 1930 heiratete Karl Hohlmann seine Ehefrau Maria. Der Ehe entstammen ein Sohn und eine Tochter.

Gleichzeitig begann seine Tätigkeit in der Kommunalv erwaltung. Schon 1932 wurde er als Bürgermeister nach Sachsen berufen. Nach verschiedenen Stationen innerhalb der Verwaltung wurde er 1944 auf der Flucht vor den anrückenden Russen als Landser eingezogen und geriet am Waffenstillstandstag 1945 mit schwerer Kopfverwundung in russische Gefangenschaft. Nach einem langen Leidensweg wurde Karl Hohlmann 1948 offiziell, jedoch krank und hungernd, entlassen, um sich anschließend bei Arbeiten auf einem Bauernhof zu erholen.

Nach seiner Rückkehr nach Essen begann er zunächst in der Werbeabteilung der WAZ. Seit 1956 war er mehr als 20 Jahre Geschäftsführer beim ETB Schwarz-Weiß Essen. An verantwortlicher Stelle hat er die Entwicklung dieses Traditionsvereines maßgeblich mitgestaltet und beeinflußt.

Seit seiner Rückkehr nach Essen hat sich Karl Hohlmann ehrenamtlich in sozialen und kulturellen Organisationen engagiert und an verantwortlicher Stelle mitgearbeitet. Er war Förderer und Berater
– im Verein Kinderhilfe zur Förderung gelähmter Kinder,
– in der Blindenvereinigung Essen-Rüttenscheid,
– dem historischen Verein Essen,
– der Deutsch-amerikanischen Gesellschaft,
– dem Verein zur Fördererung der Folkwangschule,
– dem Pohlbürger-Verein Essen und
– vielen weiteren sportlichen und kulturellen Vereinen, sowie in- und ausländischen Kapellen.

Sein Engagement galt stets den Menschen, denen er sich persönlich verantwortlich fühlte.

Ein besonderer Verdienst ist die Mitbegründung und aktive Förderung und Unterstützung der

Arbeitsgemeinschaft für den behinderten Menschen in Essen,

der heute viele von Karl Hohlmann durch sein Wissen und seine Bereit~schaft geförderte Essener Organisationen angehören und die im Sinne von Karl Hohlmann sich um die Menschen bemühen, die dringend der Hilfe anderer bedürfen. Er hatte schnell und wirksam erkannt, daß besonders der behinderte Mitbürger die aktive Unterstützung uneigennützig arbeitender Mitmenschen bedurfte.

Karl Hohlmanns besonderes Engagement galt jedoch seinem Bürger- und Verkehrsverein Rüttenscheid e.V. Schon kurze Zeit nach seinem Eintritt wurde er 1953 zum Schriftführer gewählt, um danach den Posten des 1. Vorsitzenden zu übernehmen. In dieser Eigenschaft hat sich Karl Hohlmann weit über dem üblichen Rahmen für das Wohl der Menschen, der Bürger und seiner Heimatstadt Essen eingesetzt. In nahezu 25 Jahren sind die Rüttenscheider Jahrbücher – einschließlich der Jubiläumsausgabe „1000 Jahre Rüttenscheid“ – 10 mal erschienen. Diese Jahrbücher sind Fundgrube für die Geschichte der Stadt Essen – insbesondere des Rüttenscheider Raumes-  und als beispielhaft von den Archiven von Bund, Ländern und Gemeinden gewürdigt und angefordert worden. Sie unterstreichen nachhaltig die tiefe Verbundenheit von Karl Hohlmann zu seiner Vaterstadt und seine Liebe zur Essener Geschichte.

Nach seinen Ideen und mit unermüdlicher Tatkraft wurde anläßlich der 1000-Jahr-Feier von Rüttenscheid die

„Stiftung Rüttenscheid für spastisch gelähmte Kinder“

ins Leben gerufen.

Durch viele Aktionen und persönlichen, unermüdlichen Einsatz und selbstlose „Bettelaktionen“ hat Karl Hohlmann bis heute ein stattliches Stifterkapital zusammengetragen, um den jährlich steigenden Zinsertrag dem Verein Kinderhilfe e.V. zur Förderung gelähmter Kinder und Jugendlicher zur Verfügung zu stellen.

Nach 2-jährigen, mühevollen Verhandlungen schaffte er mit seinem Einsatz, ohne die öffentliche Hand in Anspruch zu nehmen, die Errichtung eines „Gedenksteines für die Toten von Rüttenscheid“ auf dem Gelände vor der Siechenkapelle.

Im feierlichen Rahmen konnte er 400 hervorragend gestaltete Stadtblindenpläne an die Blinden der Stadt Essen übergeben, um auch diesen Mitbürgerinnen und Mitbürgern die Schönheiten ihrer Heimat wieder näherzubringen.

Karl Hohlmann darf für sich in Anspruch nehmen, einer der Bürger bundesweit zu sein, der mit persönlichem Engagement und als Vorsitzender eines aktiven Bürger- und Verkehrs-Vereins einmalige Akzente gesetzt zu haben. Es gibt wohl keinen derartigen Verein, der
-eine Stiftung für behinderte Kinder und Jugendliche ins Leben gerufen hat,
-einen Totengedenkstein errichtet,
-Stadtblindenpläne überreichte.

Karl Hohlmann pflegte stets eine ausgewogene und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Rat und Verwaltung.

Die große Zahl der im Laufe von fast 25 Jahren über den Rat, den damaligen Bürgerausschuß und die heutige Bezirksvertretung II hereingegebenen Anträge waren fundiert und als Arbeitsgrundlage wertvoll und ausführlich erläutert. Sein Anliegen war es stets, zum Wohle des Bürgers zu arbeiten und die Gesamtinteressen seiner Vaterstadt nicht aus den Augen zu verlieren. Genannt seien in diesem Zusammenhang:
– Schwimmzentrum Rüttenscheid,
– Hilfe für Rollstuhlfahrer,
– Umsiedlung der KBH-Werkstätten,
– Park- und Einstellplätze an der Gruga,
– Trassenführung und Lärmschutz an der Autobahn A52,
– Oberflächenbehandlung, Beleuchtung und Begrünung von Straßen und Plätzen,
– Beseitigung von Schandflecken, Abriß von Ruinen,
– Abflachung von Bürgersteigen für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen,
– Verbesserung der Verkehrssituation an Kreuzungen und Ampelanlagen,
– Schutzüberdachungen an Haltestellen
– und viele, viele weitere Dinge.

Karl Hohlmann war stets darauf bedacht, bei seinen Spaziergängen durch Rüttenscheid für den Bürger zu denken und zu schauen.

Viele kleine persönliche Hilfen sollen hier nur mit erwähnt werden. Karl Hohlmann freute sich, wenn er seinen Mitbürgern kleine und große Nöte und Sorgen abnehmen konnte. Für ihn war Dank Ansporn zu neuen Aufgaben. Er stellte das Wohl seiner Mitbürger vor sein eigenes Ich und seine Familie.

In 1979 reifte in Karl Hohlmann der Gedanke, für die behinderten Menschen der Stadt Essen ein behindertengerechtes Zuhause zu schaffen. Das Haus der Behinderten, ein Modellfall für die Stadt Essen, sollte entstehen. Für Karl Hohlmann, der schon auf ein erfülltes Leben zurückblicken konnte, begann ein ganz neuer Lebensabschnitt. In einem 3-jährigen, dornenreichen und mit vielen Rückschlägen gepflasterten Weg kämpfte er sich Schritt für Schritt voran. Woher sollten die Mittel für dieses Projekt kommen, wie sollte es realisiert werden? Karl Hohlmann wußte immer einen Weg. Durch Basare, Frühschoppen, aktive Unterstützung der Behörden und Verbände, der Organisationen und vieler, vieler ungenannter Bürger sammelte er Pfennig für Pfennig, Mark für Mark. Das Grundstück an der Rüttenscheider Straße 157 wurde von der Stadt Essen erworben. Der erste Spatenstich wurde durch Herrn Oberbürgermeister Katzor im Beisein vieler Gäste vollzogen. Karl Hohlmann konnte sich erleichtert fühlen, ja, ein wenig glücklich schätzen. Doch der schwere Weg bis zur Vollendung und zum ersten Einzug glücklicher behinderter Menschen dauerte noch bis zum 1. Juli 1982.

Karl Hohlmanns Haus war bestellt. Leider war es ihm infolge seiner schweren Krankheit nicht vergönnt, zusammen mit seinen Mietern den Einzug und die feierliche Einweihung zu begehen. Die Glückwünsche zu seinem Haus der Behinderten konnte er nur am Krankenbett entgegennehmen, ein selbst leidender, aber glücklicher und zufriedener Karl Hohlmann dankte mit bewegten Worten.

Verehrte Frau Hohlmann, der Tod ihres Gatten hat uns tief getroffen, es ist beinahe unfaßbar für uns. Wir haben einen Freund verloren.

Mit Karl Hohlmann verläßt uns eine Persönlichkeit, deren Wissen und Können, die stetige Einsatzbereitschaft und Loyalität uns Beispiel und Vorbild war. Seine Sensibilität, sein Einfühlungsvermögen und sein hintergründiger Humor, wird uns, die wir mit ihm zusammenarbeiten durften, sehr fehlen. Noch am Krankenbett spürten wir seine vollbewußten Reaktionen, seinen Willen, anderen Menschen zu helfen und uns zu leiten. Wir sind Karl Hohlmann zu großem Dank verpflichtet.

Wir können Karl Hohlmann nicht ersetzen, jedoch ist es unser größtes Bedürfnis, sein Lebenswerk in seinem Sinne weiterzuführen.

Karl Hohlmann hat uns in den Jahren unserer Zusammenarbeit, die wir als glückliche Zeit in Erinnerung behalten werden, die Augen und die Herzen geöffnet und den Weg bereitet, den wir in seinem Sinne zum Wohle seines Lebenswerkes stetig weitergehen wollen.